Die Wesendonck-Lieder
Fünf Gedichte für Frauenstimme und Klavier
Komponist: Richard Wagner (WWV 91)
Abdruck der Notenstichplatte
(Blei) "Der Engel"
von B. Schott's Söhne (Mainz 1899)
Foto wurde von Rainer
D. Lemcke zur Verfügung gestellt.
Dieser Liederzyklus (auch Wesendonk Lieder) von Richard Wagner entstand nach Gedichten von Mathilde in den Jahren 1857 - 1858.
Richard Wagner vertonte diese fünf Gedichte Mathildes (Der Engel, Stehe still!, Im Treibhaus, Schmerzen, Träume) zu der Zeit, als er sich auch seiner Oper "Tristan und Isolde" wieder zuwandte. Sein Verhältnis zu ihr spielte dabei eine herausragende Rolle. Tief empfundener Schmerz und ersehnte Erlösung durchdringen diese "Wesendonck-Lieder".
Die
Lieder, die zwischen Herbst 1857 und Sommer 1858 jeweils unmittelbar
nach der Abfassung der Gedichte meist an einem Tag komponiert, sind
ursprünglich für Klavier und Sopran geschrieben worden (WWV
91). Instrumentiert wurden sie erst später von Felix
Mottl. Die Rechtfertigung und das Modell für die
Orchesterfassung lieferte Wagner
selbst, indem er das Lied Träume für acht Instrumente
setzte. Diese Fassung brachte er Mathilde am Morgen ihres 29. Geburtstages
(23.12.1857) als Überraschungs-ständchen im Treppenhaus der
Villa Wesendonk dar, was beim Hausherrn, der sich auf Geschäftsreise
in New York befand, zu einigen Irritationen und in der Züricher
Gesellschaft zu allerhand Gerede führte.
Nach: Klaus L. Heitmann: Richard
Wagner Wesendonck-Lieder (Essays Musiktexte Erzählungen)
Zwei
Lieder aus diesem Zyklus bezeichnete Wagner
ausdrücklich als Studien zu "Tristan und Isolde" ("Im
Treibhaus" und "Träume"). Tatsächlich spürt
man bei jedem einzelnen der Wesendonck-Lieder jenes beständige
und doch unbefriedigt bleibende Verlangen, das auch den Charakter von
"Tristan und Isolde" ausmacht. Die Chronologie der Stücke
änderte Wagner
einige Male.
(Nach: Wikipedia;
Zeichnung von Nicholas
Roerich)
Die
Handschriften der ersten Fassung der fünf Lieder schenkte Richard
Mathilde, um sodann im Herbst 1858 die Lieder insgesamt nocheinmal zu
überarbeiten es entstanden die Fassungen, die wir heute
kennen. Am 09.10.
bemerkt Richard
in seinem "Tagebuch für Mathilde" mit der ihm typischen
Überschwenglichkeit:
"Besseres, als diese Lieder, habe ich nie gemacht, und nur
sehr weniges von meinen Werken wird ihnen zur Seite gestellt werden
können."
1862 schließlich ordnete Wagner
die Lieder in einen dramaturgischen Ablauf, es entstand der heute bekannte
Zyklus, der ursprünglich so gar nicht beabsichtigt gewesen war.
Diese Form wurde am 30.07.1862 uraufgeführt und im selben Jahr
im Schott-Verlag veröffentlicht (vgl.:
Hofmeister
XIX Monatsberichte).
(Nach: Richard-Wagner-Web.de)
Es folgten Ausgaben für verschiedene Stimmlagen (vgl.: Hofmeister XIX Monatsberichte: tiefere Stimme).
5 Gedichte für eine Frauenstimme, WWV 91 (Wagner, Richard)
Arrangements und Transkriptionen
Nur
eines der Wesendonck-Lieder orchestrierte Richard
Wagner von eigener Hand ("Träume"), die anderen
vier wurden 1893 von Felix
Mottl aufbereitet. 1976 bearbeitete Hans
Werner Henze die Kompositionen ein weiteres Mal (WWV 91A)
und schuf damit eine Fassung für Kammerorchester und Alt / Mezzosopran,
die insgesamt filigraner und transparenter wirkt (Uraufführung:
25.03.1977 in Köln, Westdeutscher Rundfunk: Sinfonie-Orchester
des Westdeutschen Rundfunks, Ortrun
Wenkel, Alt, Dirigent: Hans Werner Henze).
(Nach: Lauterbacher-Anzeiger.de)
Um
1872 schuf Hubert Léonard eine Bearbeitung der 5 Gedichte für
die Violine und Klavier [B. Schott's Söhne, ohne Jahr (Mainz ca.
1872), Plattennummer 20201, 15 Seiten (Partitur), 5 Seiten (Violinstimme)].
(20201, vgl.: Hofmeister
XIX Monatsberichte)
Um 1878 kam vermutlich von James
William Slatter bei Schott & Co's, London eine Bearbeitung
von "Träume" für Violoncello
und Klavier heraus.
1901 publizierte August
Reinhard bei B. Schott' Söhne, Mainz eine Variante
von "Träume"
für Harmonium und Piano.
1917 veröffentlichte August
Stradal bei Breitkopf & Härtel, Leipzig seine
Transkriptionen
der Wesendonck-Lieder für Solo-Klavier.
2004
schuf Clytus
Gottwald anspruchsvolle Arrangements
für die Chorbühne (Zwei Studien zu "Tristan und Isolde").
Mit Im Treibhaus und Träume sind zwei der
fünf Wesendonck-Lieder Richard
Wagners für 16-stimmigen Chor a cappella bearbeitet worden.
In seinen Chortranskriptionen überträgt Gottwald
vokale Satztechniken der Neuen Musik, die er als langjähriger Leiter
der Schola Cantorum entwickelte, auf traditionelle Kompositionen, wobei
er die Strukturen der Werke im äußerst differenzierten Klang
ohrenfällig macht.
(Nach: Carus-Verlag
online)
Arthur Frackenpohl schuf in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Bearbeitung der "Träume" für Trompete, Blechbläser-Ensemble und Harfe ().
Unter
der Bearbeitung von Hans
Peter Eisenmann ist 1994 in der Edition
Walhall (EW 60) auch eine Variante der Fünf Lieder für
Singstimme und Orgel erschienen (Ilona
Waidosch - Sopran bei Fero classics).
2006 erschien beim Laurentius
Musikverlag (LMV 065) eine Bearbeitung von Gerhard
Heydt für Sopran und Streichorchester (CD,
Hörprobe).
Weitere Bearbeitungen z. B. von "Träume" vgl. auch RISM-OPAC: F-Dur, A-Dur.
Inzwischen sind die Wesendonk-Lieder nicht mehr nur
eine reine Frauen-Domäne (Alt, Mezzosopran, Sopran). Immer mehr
Männer (mit den unterschiedlichsten Stimmlagen) nehmen sich dieser
Werke an und interpretieren diese, z.
B. Lauritz
Melchior (CD,
Heldentenor), Plácido
Domingo (CD,
Tenor), Paata
Burchuladze (CD,
Bass), Andrea
Bocelli (CD,
Tenor,
),
Matthias
Goerne (CD,
Bariton).
(Nach: Matthew Gurewitsch: Why Shouldn't Men Sing Romantic Drivel, Too?
"The New York Times" vom 06.11.2005)
Im September 2010 hat der Countertenor Albert Frey mir per Mail angekündigt, dass er im Jahr 2011 bei einem Konzert auf Schloß Neuschwanstein die Wesendonck-Lieder interpretieren möchte.
(Siehe auch: Fred Kirshnit: A Man Doing a Woman's Job. "The New York Sun" vom 10.11.2005)
Eine
besondere
Inszenierung der Wesendonck-Lieder brachte Patrice
Chéreau 2010 auf die Bühne - eine szenische
Version mit Waltraud
Meier (öffentliches
Gespräch mit der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
und ein Interview
vom 10.05.2010; Proben für eine Aufführung im Louvre am 09.11.2010).
Auf einem einzigen Stuhl im leeren Saal, der sonst die Veranstaltungen
der Akademie beherbergt, sitzt eine in sich zusammengesunkene Frau.
Erst später erkennt man das Gesicht von Waltraud Meier, das leicht
zu zucken beginnt. Dann spricht sie die ersten Sätze ("In
der Kindheit frühen Tagen hört' ich oft von Engeln sagen...)
immer wieder anders in sich hinein, bevor sie zu großer Geste
ausholt, das Niedersteigen des Engels und das himmelwärts Fliegen
der Seele begleitend. ...
(Nach: KlassikInfo.de)
Einige Bearbeitungen und Herausgaben
1877: London, Schott & Co's: Fünf Gedichte für eine
Frauenstimme. English words by Fr. Hueffer, Ausgabe für Sopran
1893: Mainz, B. Schott's Söhne: Vier Gedichte für eine Frauenstimme
mit Pianoforte-Begleitung. Instrumentiert von Felix Mottl
191?: Leipzig Edition Peters: Fünf Gedichte für eine Frauenstimme
und Klavier. Deutscher Originaltext mit englischer Übersetzung
191?: Braunschweig, Collection Litolff: Fünf Gedichte für
eine Frauenstimme. Ausgabe für eine tiefere Stimme. Neuausg.:
L. Benda
1917: Leipzig, Insel-Verlag, Inselbücherei 107: Fünf Gedichte
für eine Frauenstimme."Der Engel" und "Stehe still"
in 2. Fassung, "Träume" und "Im Treibhaus"
in 3. Fassung und "Schmerzen" in 2. und 3. Fassung
1921: Mainz, Schott: Wesendonk-Lieder für eine Frauenstimme und
Klavier. Text deutsch und englisch
1985: Thun, Claves: Tschaikowsky:
Souvenir de Florence. U. a.:
"Träume" für Violine und Streicher
2003: Thun, Claces: Hans
Werner Henze (Arr.), Yvonne
Naef (Mezzosopran): Wesendonck-Lieder. Beilage enth.
franz. u. dt. Gesangstexte mit engl. Übers.
2004: Ramsen, Guild: Great Conductors at the Metropolitan Opera. Aufnahmen
von 1939 - 1952. U. a. Wesendonck
Lieder with Kirsten
Flagstad, cond. Sir
Thomas Beecham, 1952 (CD 2) (Titelliste
der CD)
Auswahl
CDs mit den Wesendonck-Liedern
Wesendonck-Lieder im Internet
MP3 bei Opera Today
Wesendonck-Lieder: Audio-Stream
von OperaToday (M3U)
Kirsten
Flagstad (Sopran), Bruno
Walter (Piano)
Live vom 23. März 1952, New York
Probehören
lastfm.de: (Titelliste der CD) (2006 Digital Remaster)
Christa
Ludwig (Mezzosopran), orch. Felix
Mottl
Philharmonia Orchestra unter der Leitung von Otto
Klemperer
mp3.de: (Titelliste der CD) (1996)
Helena
Döse (Sopran)
Swedish Chamber Orchestra unter Leitung von Sixten
Ehrling
mp3.de: (Titelliste der CD) (1991 Digital Remaster)
Christa Ludwig (Mezzosopran)
mp3.de: (Titelliste der CD) (2009)
Regina
Klepper (Sopran)
Neue Schwäbische Sinfonie unter Leitung von Gerhard
Fackler
Carus-Verlag online: (Titelliste der CD) (2005)
Clytus
Gottwald (Transkriptionen)
KammerChor Saarbrücken unter Leitung von Georg
Grün
Fero classics: (Hörprobe der CD - Der Engel)
Hans
Peter Eisenmann (für Frauenstimme & Orgel)
Ilona
Waidosch (Sopran), Berthold
Mai (Orgel)
Amazon: (Hörprobe der CD - Der Engel)
Andrea
Bocelli (Tenor), orch. Felix
Mottl
Orchestra e coro dell' Accademia Nazionale di Santa Cecilia
unter Leitung von Myung-Whum
Chung
Links
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Wesendonck-Lieder
(Die Deutsche Gedichtebibliothek)
Wesendonck-Lieder
(YouTube)
Wesendonck-Lieder
(Wikipedia)
Wesendonck-Lieder
(IMSLP - Notensammlung, PDF)
Wesendonck-Lieder
(Klassikforum Tamino)
1857/58
Richard Wagner Wesendonk-Lieder (Klaus L. Heitmann: Essays
Musiktexte Erzählungen)
Wagnerian
Songs (James L. Zychowicz, Opera Today)
Wesendonck-Lieder
in anderen Sprachen (Recmusic.org)
Mathilde
Wesendonck (Jean-Marc Onkelinx - En avant la musique! Musikalische
Erklärungen zu den Wesendonck-Liedern)
Kirsten
Flagstad (Sopran, Website Bach Cantatas)